Bimini, 06.05.2019
Den Vormittag genießen wir in der Ankerbucht vor Bimini. Jedoch steigt unsere Neugierde, Bimini kennenzulernen und so beschließen wir in den Hafen einzulaufen. Das Fahrwasser ist eng doch meistern wir das Ganze mit Bravour. Wir passieren smaragdgrünes und himmelblaues Wasser.
Ordnungsgemäß funken wir den Hafenmeister an, der dann auch schon am Steg parat steht. Das Anlegemanöver erweist sich als anspruchsvoll aufgrund der starken Strömung.
Wir bekommen die ersten Instruktionen. Die Flagge der Bahamas muss wieder runtergenommen werden. Stattdessen wird die Quarantäneflagge gehisst. Dem Kapitän wird gestattet, den Weg zur Custom’s zu beschreiten, um die Einklarierung für die gesamte Besatzung vorzunehmen. Die Crewmitglieder müssen an Bord bleiben und dürfen dieses derweil nicht verlassen.
Eine gute Stunde übt sich die Besatzung in Geduld bis die Formalitäten erledigt sind.
Wir hissen erneut die Flagge der Bahamas und wollen das Boot an unseren zugewiesenen Liegeplatz verholen.
Immer noch herrschen starke Strömungsverhältnisse und plötzlich während des Anlegemanövers geht der Motor aus. Panik macht sich breit. Was ist passiert?
Schnell schmeißen wir den Anker, der zum Glück beim ersten Versuch hält. Die Schreckenspause wird zur Ursachenforschung genutzt. Ein Festmacher ist in die Schraube geraten.
So etwas darf nicht passieren!!! Das wissen wir!! Ist aber passiert!
Trotz Warnhinweise des Hafenmitarbeiters, wir sollen nicht ins Wasser gehen, da dort ein Hai auf uns lauert, begibt sich der Kapitän todesmutig ins Wasser und löst den Festmacher von der Schraube. Alles verläuft reibungslos und wir können unser Anlegemanöver fortsetzen.
Nachdem wir den Schrecken verdaut haben, wollen wir nun endlich Bimini erkunden. Ist es so touristisch, wie wir es vorher gehört haben?
Nach einer ersten Kontrollrunde können wir diese Aussage nicht bestätigen. Wir sehen Bimini als ursprünglich, freundlich, bodenständig aber leider sehr teuer.
Direkt am Strand in einer kleinen Bar schlürfen wir unseren Sundowner und genießen den einzigartigen Moment.
07.05.2019
Bimini besteht aus zwei Inseln, der Südlichen und der Nördlichen. Wir sind auf dem nördlichen Inselteil, wollen uns heute den südlichen Inselteil anschauen. Wir machen das Dinghy startklar und fahren auf die gegenüberliegende Seite. Hier sieht man deutliche Auswirkungen von Hurrikan Andrew. Viele Häuser sind zerstört.
Wir laufen entlang eines Feldweges und gelangen zu einer Marina. Ursprünglich hatten wir diese zum Anlegen ins Auge gefasst. Natürlich sind wir neugierig. Haben wir was verpasst?
Das Bild, was sich uns bietet, ähnelt einem Geisterort. Drei Boote liegen in der Marina. Das riesige Resort ist rund um den Hafen mit Ferienwohnung zugebaut. Leerstand. Keine Touristen.Nur ein paar Angestellte kreuzen unseren Weg. Sie wirken gelangweilt und träge. Was mag hier passiert sein? Ist der Tourismus völlig zusammengebrochen?
Es ist heiß und wir haben Durst. In einem kleinen Markt werden wir fündig. Kalte Erfrischungsgetränke! Die Freude wird durch die Kassiererin getrübt. 17 $ für 3 Getränke! Wahnsinn. Das ist doch nur ein Supermarkt! Egal, der Durst ist größer als der Ärger.
Unsere Pause findet ein schnelles Ende. Mückenschwärme fallen über uns her. Wir flüchten.
Wieder in unserer Marina angekommen, besuchen wir nun zu Fuß das ansässige Museum. Ein Einheimischer, dem wir schon öfters begegnet sind, schließt sich uns an.Er zeigt uns einige Ausstellungsstücke. Besonders stolz ist man wohl auf den Besuch von Ernest Hemingway. Er kam oft nach Bimini um zu angeln. Zahlreiche Fotos zeigen ihn stolz mit der Beute.Wir hören, wie unser Begleiter sich an der Spendenkasse zu schaffen macht. Danach verliert sich seine Spur. Wir sind sprachlos.
Den Abend lassen wir mit Wein, Brot und Käse gegenüber der Marina auf einer kleinen Insel ausklingen. Außer ein paar Möwen ist niemand auf der Insel.
08.05.2019
Heute heißt es mal wieder Abschied nehmen. Die Koffer sind gepackt und wir begleiten Jessi bis zur Fähre.
Wir hingegen haben uns dazu entschlossen erst am nächsten Tag abzulegen und heute nochmal die Insel zu Fuß abzulaufen. Wir genießen die Bewegung und freuen uns über die freundlich, grüßenden Menschen. Nach ca. 2 Stunden haben wir dann auch den nördlichsten Punkt erreicht. Wir verweilen in einer kleinen Strandbar.
Kurz vor unserem Aufbruch werden wir von der Kellnerin mit einem Bier überrascht.
Der edle Spender sitzt uns gegenüber.
Wir bedanken uns und fragen ihn, ob er sich zu uns gesellen möchte. Das wollte er nicht. Stattdessen spendierte er uns noch zwei weitere Runden.
Ganz schlau sind wir aus der Geste nicht geworden. Was hatte der Mann vor?
09.05.2019
Die Nacht ist durch starke Regengüsse und Gewitter geprägt, die auch noch am nächsten Tag anhalten. Gegen Mittag ändern wir unsere Pläne und beschließen noch nicht abzulegen. Wer reist schon gerne bei schlechtem Wetter?
Cat Cay, 10.05.-11.05.2019
Nun aber! Wir wollen los. Unser Ziel heißt Cat Cay.
Cat Cay ist eine Privatinsel und liegt 15sm südlich von Bimini. Strategisch liegt sie für uns gut, auch wenn die Windverhältnisse nicht optimal sind.
Wir sind unsicher, ob wir in den Hafen kommen, da wir hörten, dass man nur als Clubmitglied auf die Insel gelassen wird. Rechtzeitig funken wir den Hafen an. Wir dürfen einlaufen.
Wir schlucken. 160 Dollar kostet der Spaß und außerhalb des Marinageländes dürfen wir uns nicht bewegen. Nach einem überteuerten Getränk in der Bar verzichten wir auf das dortige Essen und genießen ein Abendessen an Bord.
Wohlgefühlt haben wir uns zwischen den Auserlesenen eh nicht. Freundschaft schließen wir mit einem Hund, der am Steg auf sich aufmerksam macht. Auch sein Besitzer (wir erfahren, dass beide auf der Insel leben) ist sehr freundlich und schenkt uns fangfrische Krebse. In der Hoffnung, doch noch ein Gefühl für die Insel zu bekommen, ziehen wir noch mal los und suchen eine Bar auf, die vom Personal der Insel besucht wird. Fehlanzeige! Auch hier gehören wir nicht hin.
Cat Cay bleibt für uns ein kleines Rätsel.
Chub Cay, 11.05.- 13.05. 2019
Vor uns liegen 90 Seemeilen.
Die Überfahrt ist traumhaft. Wir segeln durch kristallblaues Wasser. Das ist nun wirklich Blauwassersegeln! Der Weg führt uns bis zum nächsten Morgen über die Bahama Banks. Die Tiefe beträgt in diesem Gebiet nicht mehr als 4 Meter. Wir können bis zum Grund schauen und bekommen die einzigartige, beeindruckende Unterwasserwelt zu Gesicht. Ein mulmiges Gefühl jedoch bleibt im Bauch: Reicht die Tiefe für unser Boot?
Es ist heiß, aber wir lassen uns von Zeit zu Zeit von Esmeralda hinterherziehen und bekommen somit eine angenehme Abkühlung.
Am frühen Abend bekommen wir Besuch von einem kleinen Vogel. Er kennt keine Scheu, hüpft wie selbstverständlich durchs Boot und schaute sich alles an. Dann fällt seine Wahl auf die Vorderkajüte. Dort legt er sich zum Schlafen auf dem Boden und bis zum Morgen zeigt er keine Regung.
Die Ankerbucht erreichen wir gegen 9:00 Uhr. Die Nacht war kurz, wir holen erst einmal unsere Schlafdefizite nach. Währenddessen hat sich unser kleiner Mitreisender wohl ein neues Zuhause gesucht. Er flog ohne Gruß.
Am Mittag lassen wir das Dinghy zu Wasser und rudern an den Strand der Insel. Uns fallen gleich die ersten Schilder auf. Privatstrand!
Wir lassen nicht beirren, machen uns auf dem Weg zur Marina. Villen befinden sich rund um die Marina. Protzige Motoryachten liegen in der Marina.
Nicht schon wieder so eine absurde Insel!
Wir schlendern entlang der Marina und erreichen eine kleine Bar. Wir freuen uns über Essen und Getränke zu erschwinglichen Preisen. Mit dem Mann neben uns kommen wir ins Gespräch. Er erzählt uns, dass die Insel ebenfalls in privater Hand ist. Es gibt den Hafen, ein Hotel und ein paar Privatvillen mit eigenem Personal, die hier leben, wie er. Wir fragen den Herren, ob es nicht etwas langweilig auf der Insel ist zu leben? Dieses wird von ihm verneint mit der Begründung, dass er Arbeit hat, Geld verdient, ins Internet kann und es keine Kriminalität gibt.
Landschaftlich sagt er, ist die Insel absolut reizvoll. Wir folgen seinem Rat und laufen einen Feldweg entlang, der von Mangroven umsäumt ist, bis zu einer Bucht. Wunderschön. Durch diesen Ausflug hat sich unser Bild der Insel doch noch zum Positiven gewendet.
Charles Island, 13.05.2019
Wir hoffen, dass wir auf mal wieder ein anderes Leben zu Gesicht bekommen. Die Bahamas sind doch hoffentlich nicht alle so wie Chub Cay und Cat Cay.
Die 58 Seemeilen vergehen wie im Fluge.
Beim Eintreffen in die Ankerbucht ändern wir unsere Pläne. Es ist auflandiger Wind, dunkle Wolken zeigen sich am Himmel und wir hören schon das Grollen eines Gewitters. Keine guten Ankerbedingungen, geschweige denn, das Boot alleine zu lassen.
Wir entschließen uns, doch in den Hafen zu fahren. Keine Resonanz beim Anfunken. Kurzerhand entscheiden wir beim Passieren einer Tankstelle dort festzumachen. Es ist schon spät, die Tankstelle hat geschlossen und vielleicht fallen die Liegeplatzgebühren geringer aus und tanken müssen wir auch.
Auf der Suche nach einem Restaurant laufen wir durch eine nette Wohngegend. Hier wirkt alles wieder normaler.
Eleuthera, 14.05.2019
Am nächsten Tag freuen wir uns, dass wir in den ansässigen Marineshops so einiges bekommen, was auf unser Liste steht.
Um 11.oo Uhr legen wir ab. Liegegebühren müssen wir nicht zahlen. Es ist Niedrigwasser und das Tiefenmessgerät zeigt ständig 2 Meter oder weniger an.
Bei einem Tiefgang von 1,80 ist uns das zu nervenaufreibend. Wir werfen den Anker und harren bis zum auflaufenden Wasser der Dinge. Die auserwählte Hatchet Bay erreichen wir, trotz Verzögerung, bei Tageslicht.
Die gut geschützte Bucht ist märchenhaft, wenn da nicht nur immer diese Musikbeschallung wäre…
15.05.2019
Wir verlassen unsere wunderschöne Ankerbucht am Morgen etwas unausgeschlafen. In den frühen Morgenstunden fegte ein Gewittersturm und Starkregen über das Boot, so dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Hält der Anker? Er hielt!
Auf dem Wege nach Davis Harbour am südlichen Ende von Eleuthera fahren wir wieder Slalom um die Riffe. Auch hier ist das Meer lange Zeit nur um die 3 m tief.
Den Hafen erreichen wir mit dem allerletzten Tageslicht und im strömenden Regen. Trotz momentanem Hochwasser ist die Tiefe in dem Kanal sehr bedenklich. Die Kollegen von „Navionics“, den Schöpfern unserer elektronischen Seekarte, waren da ganz anderer Meinung… Man darf sich auf Seekarten nicht immer verlassen!
16.05.2019
Kein Wind und Dauerregen. Dies ruft förmlich nach einem Hafentag! Nach den üblichen Einklarierungsprozeduren und dem freudigen Schwelgen im endlich mal wieder vorhandenem WLAN, holen wir die Fahrräder raus und ziehen über´s Land. Kleine einfache Häuser (in jedem Garten stehen mehrere Autowracks), mindestens ebenso viele Kirchen pro Dorf (Baptisten, Anglikaner, Methodisten…) und wieder unheimlich freundliche Menschen, die uns mit reichlich Wünschen für den Tag und die Fahrradtour versehen. Wir treffen Menschen, die uns irgendwo auf der Insel schon gesehen haben und sich nach dem Woher und Wohin erkundigen. Wir fühlen uns hier sehr wohl.
17.05.2019
Das Morgenhochwasser nutzend kommen wir, ohne den dicht unter uns liegenden Bahamas zu nahe zu kommen, ungeschoren aus dem Hafen! Big Major Spot/ Staniel Cay ist unser Ziel: Dort gibt es die berühmten Swimming Pigs. Schon am frühen Nachmittage ankern wir wieder einmal im türkisen Wasser, paradiesische Inseln um uns herum. Haben wir schon einmal einen schöneren Ankerplatz gehabt?
Als wir mit dem Dinghy an Land wollen, kommen schon recht lustige Amerikaner mit dem Beiboot angefahren und laden uns zur täglichen Happy Hour an den Strand ein. Natürlich wird diese Einladung angenommen, vorher besuchen wir aber die schwimmenden Schweine. Tatsächlich leben mehrere Schweinefamilien direkt am Strand. Viele Ferkelchen genießen das schöne Leben mit ihren Müttern. Und tatsächlich sind einige Herrschaften gerade beim Baden. Das haben wir auch noch nicht gesehen.
Weiter zur Happy Hour! Am Strande haben sich die Mannschaften der hier einmal in größerer Zahl ankernden Yachten eingefunden. Viele Amerikaner, Kanadier und Südafrikaner. Und zwei Deutsche: wir! Man nimmt uns überaus freundlich und aufmerksam in die Runde auf. Wir führen interessante Gespräche und freuen uns über die familiäre Atmosphäre.
18.05.2019
Die morgendliche Regenphase nutzen wir für eine Grundreinigung in Esmeraldas Intimbereich. Hier (in den Tiefen der Bilge) finden sich noch die Spuren der Umbauten vor unserer Abreise in Gager. Gegen Mittag kommt dann aber die Sonne zum Vorschein und uns zieht es aufs Meer. Zum Sonnenuntergang ankern wir rechtzeitig vor Farmer´s Cay, wieder in einer wunderschönen Bucht. Die Zeit reicht noch um die kleine Insel zu Fuß zu umrunden. Der „Anleger“ wird in der Inselbar genommen. Ein dauerredender Gast, zu dem wir uns leichtfertig gesetzt hatten, vertreibt uns hier aber wieder schnell. Schade! Wir hätten gerne noch erfahren, warum der Barbesitzer relativ gut deutsch spricht. Zum Schluss dürfen wir uns in das Gästebuch eintragen und dann bringt uns das Dinghy nach Hause.
19.05.2019
Die heilige sonntägliche Ruhe wird mal wieder durch das übliche Gewitter gestört. Fast regelmäßig blitzte und donnerte es irgendwo in den vergangenen Tagen. Der dazu einsetzende Starkwind und der heftige Strom hält das Schiff in konfuser Bewegung, so dass wir, sobald es etwas friedlicher wird, die Bucht verlassen. Wir schaffen es noch gegen den Wind und die Welle bis zur Nordspitze der Insel Exuma. Dort fällt der Anker (ja, ja, mag vermutlich schon keiner mehr hören) in traumhaftes türkises Wasser in malerischer Inselwelt. Wie fast immer, sind wir auch hier alleine. Erst spät am Abend gesellt sich ein zweites Boot dazu in gebührendem Abstand.
Mit den Bahamas glauben wir ein Paradies gefunden zu haben. Wir müssen zugeben, dass wir eher ein fest in amerikanischer Hand befindliches „Zweitflorida“ erwartet hatten. Dies ist jedoch keineswegs so. Wenn die Inseln nicht gerade in privater Hand sind, herrschen karibische, in jeder Hinsicht lockere Verhältnisse. Die schönsten Buchten fanden wir bisher hier, wenngleich das Gebiet für unsere 1,80 Meter Tiefgang so manches Mal über weite Strecken einfach zu flach ist. Entweder es hat mehr als 1000 Meter oder es sind unter 3 Meter…
Das Preisniveau ist jedoch eher amerikanisch: Die billigste Marina kostete 60 Dollar, die teuerste 160 Dollar. Pro Nacht!! Auch die Preise in den Einkaufsmärkten sind horrend. Meidet man jedoch Tankstellen, Vergnügungsviertel, Marinas, Opernhäuser, Einkaufsläden, Kaugummiautomaten, Kneipen, Werkstätten, Bäckereien, Autohäuser, Museen, Taxis und Arztbesuche, kann man hier aber auch recht gut mit wenig Geld zurecht kommen!
20.05.2019
Schnell haben wir die noch fehlenden 18 Meilen bis George Town, der „Hauptstadt“ von Exuma, geschafft. Wir ankern wieder (die Marina wäre eh´ nicht tief genug für uns gewesen) und fahren mit dem Dinghy in die Stadt. Oder eigentlich direkt vor den Einkaufsmarkt, welcher einen kleinen Parkplatz für Autos und einen großen Anleger für Boote hat. Das ist grandios, kann man doch die Einkäufe direkt aus dem Einkaufswagen in das Dinghy kippen. Und wohl sortiert ist er auch. Wir können unsere Einkaufsliste vollständig abarbeiten.
Nun noch zum Baumarkt! Die Frau, die wir nach dem (recht weiten) Weg fragen, nimmt uns dann gleich im Auto mit. Auch der Rückweg ist kein Problem: Das dritte Auto hält bereits an und bringt uns zurück. Wir haben zwar nicht alle benötigten Kleinteile bekommen, aber doch immerhin einen Teil. Wir haben auch heute wieder so viele freundliche Menschen getroffen!
21.05.2019
Der Wind hat nun endlich einmal seine Dauerrichtung aus Ost bzw. Südost aufgegeben und wird die nächsten Tage aus Nordost daherkommen. Unser langfristiges Ziel ist Curacao, welches wir bis Ende Juni erreichen müssen. Dann beginnt die Hurrikan-Saison und erst weit im Süden ist man diesbezüglich relativ sicher. Dies bedeutet jedoch, dass wir uns gegen die vorherrschende Windrichtung östlich oder südöstlich „vorarbeiten“ müssen, um dann quer durch das karibische Meer Curacao ansteuern zu können. Somit hangeln wir uns derzeit quer durch die Bahamas von Insel zu Insel in diese Richtung. Heute noch passt der Wind nicht ganz so, da wir in nordöstlicher Richtung die Nordspitze von Long Island anlaufen wollen. Aber die nächsten Tage wird es dann einfacher.
Am Nachmittage ankern wir dann wieder im Paradies. Blaues, klares Wasser usw. usf.!
22.05.2019
Mit dem Blister und dem guten Nordost rauschen die 50 Meilen bis Clearance Town/Long Island nur so dahin. Am späten Nachmittage, wir sind schon fast am Ziel, passiert es jedoch: In einer Böe platzt unser Vorsegel, der emporschnellende Schäkel reißt auch noch unseren Radarreflektor mit in den Tod und uns bleibt nur noch die Aufgabe, die traurigen Reste des Blisters zu bergen. Die Stimmung ist gedrückt und wir werden die vielfältigen kulturellen Angebote von Clearance Town heute nicht nutzen und bleiben an Bord!
23.-25.05.2019
Heute lockt die Stadt dann aber doch und wir machen das Dinghy klar. Die bereits aus der Ferne sichtbaren zwei Kirchen erwecken jedoch einen falschen Eindruck. Clearance Town ist nur eine Ansammlung von kleineren Häusern. Die Bäckerei, die auch der überschaubare Einkaufsmarkt des Ortes ist, hat am Morgen jedenfalls kein Brot. Der Obst- und Fischmarkt ist bis auf drei Verkäufer völlig leer und die Kirchen sind geschlossen. Das waren dann auch die Attraktionen des Ortes! Wir fahren etwas enttäuscht zum Boot zurück und legen dann ab.
Ziel ist Castle Island, dem südlichsten Punkt von Acklins Island. Der auch heute günstige Wind bringt uns schnell voran und bereits um 2 Uhr morgens sind die 68 Meilen geschafft. Auch bei Dunkelheit ist es kein Problem in der leeren Ankerbucht eine Platz zu finden.
Am Morgen beim ersten Blick auf unsere Umgebung entsteht der Eindruck „Einsamer nie…“! Hier war bestimmt lange kein Mensch mehr gewesen. Außer dem stillgelegten Leuchtturm, welcher bereits in der Nacht schemenhaft erkennbar war, gibt es keine Anzeichen von menschlichen Leben. Wir genießen den Tag an Bord. Baden, die üblichen Reparaturen…
Gegen Abend ziehen wir aber wieder los. Der Nordost wird nun bald wieder auf Ost drehen, jedoch hätten wir noch eine Chance, die 75 Meilen bis Great Inagua noch in einem „Am-Wind-Kurs“ zu bewältigen. Die Nacht ist unruhig für uns: Kleinere Gewitter, heftiger Regen mit entsprechenden Schauerböen und permanent sich ändernde Windrichtungen, so dass ständig die Windsteuerung neu eingestellt werden muss. Aber ein grandioser Sonnenaufgang mit wolkenlosem Himmel macht dies alles wieder wett…
Am Vormittage legen wir in Matthew Town an. Der Hafen ist klein und fast leer. Neben uns liegen zwei traditionelle Fischer-(Segel-)Boote, vermutlich aus Haiti. Kuba wie auch Haiti sind nur 50 Meilen entfernt. Schnittige Form, der Mast ist ein mehr oder minder gerader Baumstamm. So geht es also auch.
Wir machen die Ortskontrollrunde zu Fuß. Zuerst landen wir im einzigen offenen Laden des Ortes, dem Meat-Shop (ausgerechnet!). Es finden sich zwar nicht zwei kühle Biere hier, aber wir können uns nach den örtlichen Gegebenheiten erkundigen. Der Inagua-Nationalpark, für den wir uns interessierten, hat leider geschlossen. Der Ladenbesitzer telefoniert herum, um doch noch eine Lösung zu finden. Leider erfolglos! Ein Restaurant wird uns empfohlen. Auch hier wird angerufen und die Öffnungszeiten geklärt. Was für nette Leute…
Eigentlich wollten wir Diesel im Hafen tanken. Dort gibt es aber nur Benzin und auch die Ortstankstelle hat nur Benzin. Aber der Tankwart nimmt sich unseres Problemes an und telefoniert hektisch herum. Der zufällig vorbeifahrende Chef wird heranbeordert, welcher einen Dieseltankwagen zum Hafen bestellt. Ca. 10 Minuten später (!!!) ist dieser tatsächlich da und wir können Kraftstoff nachfüllen. Braucht man ja auch mal… Außerdem konnte dieser freundliche Herr auch einen Guide besorgen, welcher uns morgen zu den Flamingokolonien fahren wird. Wir sind begeistert, wie unkompliziert alles hier abläuft. Nachdem mit weiblichen Charme noch der Royal Bahamas Defence Force (was machen die eigentlich?) das WIFI-Password abgerungen werden konnte, haben wir sogar Internet an Bord. Braucht es mehr?
26.05. – 27.05.2019
Wir genießen es, mal wieder einen festen Liegeplatz am Steg zu haben. Unsere Fahrräder werden bewegt, wir ziehen durch den Ort, machen Bekanntschaften und sind auf einem Dorffest und freuen uns an dem Treiben der zahlreichen Kinder. Wir treffen auf eine Crew mit vier Iren (Zwei leben in Kanada) und tauschen Erlebnisse aus. Witzigerweise hatten auch sie die Härte des amerikanischen Grenzsystems kennen gelernt: Wie bei uns gab es für ein Besatzungsmitglied eine Strafe von 585 Dollar wegen falschem Visum!
Wir machen den Ausflug in die Flamingokolonie.
Da große Teile der Insel zur Salzgewinnung genutzt werden und somit das Inselinnere ein riesiges Flachwassergebiet ist, bestehen beste Bedingungen für diese Vögel, welche hier zu Tausenden leben. Es berührt uns zutiefst das Glück zu haben, diese beeindruckenden Tiere so nah in der Natur erleben zu dürfen. Wir sehen außerdem Schildkröten, Krabben, wilde Esel und viele andere Vögel (welche unser vogelbegeisterter Guide zwar beim englischen Namen kennt, welchen wir uns aber nicht merken können…).
Zum Schluss sehen wir noch, wie aufwändig hier das Salz abgebaut wird. Nach dem Austrocknen einzelner Salzseen wird die Kruste mit schwerem Gerät abgekratzt, gereinigt und über eine Pier auf Schiffe verladen. Über ein kompliziertes Pumpen- und Kanalsystem werden wieder die Gebiete geflutet und alles geht von vorne los. Hauptabnehmer sind die USA, welche das Salz hauptsächlich als Winterstreusalz verwendet. Wir sind erstaunt, dass der Abbau unter der Leitung der deutschen Firma K+S erfolgt. Warum machten dies die Bahamas nicht selbständig?
Nun müssen wir noch Ausklarieren, denn morgen wollen wir die Bahamas in Richtung Haiti/Dominikanische Republik verlassen.
Wir äußern unser Begehr im Grenzbüro!
„Nein! Ihr könnt nicht ausklarieren!“
„?????“
„Wir haben euch viel zu lieb gewonnen! Ihr müsst noch bleiben!“
Gute Stimmung im mit vier Beamten sicherlich etwas überbelegten Büro. (Liebe schnauzbärtige, etwas übergewichtige und immer finster dreinschauende europäische Grenzbeamte! Wir sehen ja ein, dass man diesen Stil nicht bei ca 300 Fluggästen am Stück durchhalten kann. Aber doch mal wenigstens lächeln…!)
Zum Schluss erfüllt man uns noch Bitte: Ein privates Dokument soll ausgedruckt werden. Auch dies ist kein Problem in dieser Behörde!
Ja, uns geht es auch so. Wir haben die Bahamas sehr lieb gewonnen und scheiden ungern!