11.03. -10.04.2025 Ostküste Malaysia
Unser nächster Gast Siggi wird auf dem Flughafen Singapur landen und er wird natürlich abgeholt. Mittlerweile finden wir den Weg dorthin wie im Schlafe: Mit dem Grab-Taxi zur Sentralstation (Ja, heißt so!), durch die Immigration- und Zollkontrolle, rein in den Bus, raus aus dem Bus auf dem Damm, Singapurkontrolle passieren (vorher im Internet Einreiseformular ausfüllen), rein in den Bus bis zur Metrostation, rein in die Metro für ein paar Stationen, raus aus der Metro und rein in den 858er Bus und der fährt dann bis zum Flughafen. Dauert alles so ca. 2,5 Stunden!
Es ist ein sehr glücklicher Moment, unseren Freund, mit dem wir schon so viel unternommen haben, hier nun in der Ferne in die Arme schließen zu können. Schnell geht es zurück an Bord (Für den interessierten Leser: Bitte obige Wegbeschreibung rückwärts lesen!). Ein Tag verbleibt zur Eingewöhnung, außerdem für die Verabschiedung von unseren Freunden und Bekannten und leider muss man auch wieder Ausklarieren. Ein riesiger Beamtenapparat will beschäftigt sein und so muss man an allen Plätzen, wo Hafenbehörde, Immigration und Zoll herumlungern dann auch wieder jede Menge Papier vollschmieren, Crewlisten verteilen, Zertifikate kopieren und zu dieser lächerlichen Aktion noch ein freundliches Gesicht aufsetzen. Schwerstarbeit! Da man doch permanent im Lande Malaysia bleibt, ergibt dies keinen tieferen Sinn. Egal!
Und dann geht es los! Wir wollen an der Ostküste Malaysias die vielen vermutlich sehenswerten Inseln besuchen und dann in den Golf von Thailand auch hier an der Ostküste des Landes nordwärts segeln. Erschwerend ist der immer noch herrschende Nordost-Monsun, der natürlich mehr oder minder uns auf die Nase weht, vermutlich aber auch dazu führt, dass keine weiteren Segler hier unterwegs sein werden. Wir mögen das ja!

Viele freundliche Menschen winken uns beim Ablegen zu und tatsächlich kommt auch bei uns etwas Trauer auf. Hier haben wir 2 Monate gelegen und uns sehr wohl gefühlt. Wie immer hilft aber Segeln gegen Weltschmerz. Da der Wind einigermaßen passt, hat der wackere Perkins Pause. Am Abend landen wir wieder (wie bei der Fahrt zur Senibong-Marina) am südöstlichen Ende der Johor-Straße, wo geankert wird. Am nächsten Tage fädeln wir uns durch den nicht endenden Frachterverkehr der Singapur-Straße in Richtung Osten und landen in einer hübschen Bucht nun schon an der Ostküste Malaysias. Am nächsten Tage wollen wir in nordöstlicher Richtung zur Insel Pulau Aur aufbrechen. Eigentlich nur knapp 70 Meilen; jedoch bei immer noch unerschütterlichen Nordost-Monsun, welcher gemeinerweise auch einen südsetzenden Strom von 1,5-2 Knoten im Gepäck hat, eine anstrengende Reise. So entscheiden wir uns, nachdem wir tapfer 20 Stunden gegen die rauen Bedingungen gekämpft haben, die etwas besser gelegene Insel Pulau Tinggi anzulaufen. Wie auch alle weiteren Inseln wirkt Pulau Tinggi nach 3 Monaten Johor Bahru regelrecht paradiesisch. Hohe grüne Berge, Palmenstrände und vor allem nur Meeresrauschen um uns herum. An Land geht es sehr ruhig zu. Es herrscht gerade Ramadan und da ist das Leben zu Tageslichtzeiten recht reduziert. Beim Passieren der kleinen Polizeistation werden wir freundlich ins Gebäude gebeten. Oh Gott, was wollen die denn jetzt? Neue Formulare ausfüllen? Nein, man langweilt sich und ein Schwätzchen im gebrochenen Malayenglisch folgt nun. Zum Schluss erntet man noch für uns einige Polizei-Kokosnüsse von den Polizei-Palmen und wir freuen uns über die ersten Bekannten auf der Insel.





Doch dann wird die freudige Stimmung plötzlich zerstört! In der folgenden Nacht weckt uns Siggi wegen Schmerzen in der Brust und im Mundbodenbereich und bei der eindeutigen Symptomatik ist ein akuter Herzinfarkt sehr naheliegend. Die Erstbehandlung kann noch aus der Bordapotheke realisiert werden, aber es ist klar, dass Siggi so schnell wie möglich ins Krankenhaus muss. Wir rufen im Krankenhaus Mensing an, welches in 20 Meilen Entfernung auf dem Festland liegt. Vorerst kann man kein Schiff oder gar einen Hubschrauber schicken und man rät uns, auf der Insel die kleine Krankenstation in Anspruch zu nehmen. Ohne den Patienten versuchen wir erst einmal das Nötige an Land zu klären. Leider hat sich nun auch das Wetter verschlechtert; Regen und Starkwind machen die eh´ schon schwierige Situation nicht besser. An der Krankenstation ist eine Telefonnummer ausgewiesen, jedoch wird mehrfach der Anrufversuch von der betreffenden Person abgewiesen. Also geht’s weiter zur Polizeistation und tatsächlich ist dort jemand wach. Von hier aus wird alles weitere organisiert und nun holen wir unseren Patienten, welcher dann an der Pier von den Polizisten empfangen wird und zur Krankenstation gebracht wird. Dort agiert Fatimah, welche mit den bescheidenen Möglichkeiten einer solchen Station versucht, das Bestmögliche für unseren Freund zu erreichen. Es soll dann noch 9 Stunden dauern, bis endlich ein größeres Boot des Militärs mit einem Pfleger auf Pulau Tinggi erscheint und Siggi nun endlich in das Krankenhaus Mensing gebracht werden kann. Typisch für Südost-Asien steht aber trotz allen Zeitdrucks erst einmal ein Fotoshooting auf dem Programm. Alle Beteiligten wollen ein Selfie mit Siggi und die für alle besondere Situation der Nachwelt erhalten. Zum Glück geht es dem Patienten etwas besser und er übersteht das und kann auch die sehr raue Fahrt bei heftigem Seegang ganz gut bewältigen. Wir bleiben zurück, telefonieren später mit Siggi und den Ärzten in Mensing und sind sehr froh, dass anscheinend der Zustand doch etwas stabilisiert ist. Nach weiteren 4 Tagen darf Siggi die Heimreise nach Deutschland zur weiteren spezialisierten Behandlung antreten, wo dann die ursächliche Therapie des Vorderwandinfarktes im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung erfolgt. Nun geht es ihm übrigens wieder recht gut.





Mittlerweile haben bei zunehmenden Starkwind und Dauerregen ca. 20 Fischerboote Schutz auf der Leeseite der Insel gesucht. Zum Glück ist ausreichend Platz hier. Lediglich die permanent laufenden lautstarken Dieselmotoren nerven etwas. Drei Tage lang zieht eine Front mit heftigem Nordost-Wind über uns hinweg. Da an Landgang nicht zu denken ist, können wir Schlaf nachholen und auch die immer anstehenden kleineren Reparaturen abarbeiten.

Dann scheint wieder die Sonne! Wir nehmen Abschied von unseren Helfern und bedanken uns sehr herzlich für die kolossale Zuwendung, die wir hier erfahren durften.


Eine Wanderung über die Insel ist auch noch drin und danach ziehen wir weiter zur nicht sehr weit entfernten Insel Pulau Babi Besar, was übrigens nicht sehr prosaisch „Große Schweineinsel“ heißt. Trotz des Namens ist es auch hier wunderschön. Noch herrscht keine Saison und in den kleinen und sehr einfachen Ressorts ist man mit Verschönerungsarbeiten beschäftigt. Es gibt ein kleines Café und nette Menschen, die für uns (wegen Stromausfall) ein Abendessen bei Kerzenlicht gestalten. Anscheinend hat man nur für uns in dem noch unbevölkertem Homestay gekocht. Natürlich muss die wanderfreudige Besatzung des Segelschiffes Esmeralda auch hier die Insel zu Fuß erkunden. Über einen wilden, kaum sichtbaren Weg gelangen wir zur Ostseite der Insel und schauen der Sonne bei ihren morgendlichen Klimmzügen zu. Sehr meditativ!

Wieder geht es nur ein paar Seemeilen weiter und nun fällt der Anker vor der unbewohnten Insel Pulau Babi Kechil. Die Kokosnüsse hängen leider zu hoch für die Esmeralda-Crew, aber trotzdem ist der Landgang im Abendlicht auch wieder ein Höhepunkt. Die Spuren einer ca. 1,5 m großen Riesenechse im Sande deuten darauf hin, dass wir nicht alleine hier sind. Im Licht der untergehenden Sonne kehren wir wieder zum Boot zurück.


Pulau Rawa ist eine Insel, die von einem gehobeneren Ressort dominiert wird. Doch man empfängt die Besatzung des einzigen Segelbootes, was sich in der falschen Jahreszeit (die Zeit des Nordost-Monsuns) hier herumtreibt sehr freundlich. Anruf beim Chef: Ja, wir dürfen auf der Insel herumwandern. Sehr gepflegt wirkt die Insel eher wie ein botanischer Garten. Eine kleine Gärtnerei versorgt die befestigten Wege mit exotischem Randgehölz und auch das ist mal wieder ganz schön. Am Abend -auch jetzt muss der Chef seine Genehmigung erteilen- sieht man uns im Restaurant gepflegt speisen. Eine nette Insel, die wir dann aber doch am kommenden Tage wieder verlassen.




Nächstes Ziel ist die Insel Pulau Tioman. Wir haben Glück und der Wind kommt aus westlichen Richtungen. Zwar schwach, aber da wir den ganzen Tag Zeit haben für die 25 Meilen, ist das kein Problem. Als wir kurz vor dem Ziel den wackeren Perkins-Motor aus dem Schlafe erwecken, bekommen wir doch tatsächlich ein treibendes Fischernetz in die Schraube. Das hatten wir ja noch nicht! Jedoch kann auch so etwas Esmeralda nicht stoppen! Nach ein paar Tauchgängen mit scharfem Messer ist das Schiff wieder frei.


Tioman ist nun bedeutend größer als die vorherigen Inseln. Hier wurde nicht nur eine touristische Infrastruktur geschaffen, sondern auch der unsinnige Beamtenapparat von Hafenbehörde, Immigration und Zoll wartet auf harmlose Segler, um sie mit den bürokratischen Fallstricken zu umgarnen. So geht denn mal wieder ein halber Tag unseres kostbaren Lebens flöten und unsere Dokumentenmappe wird auch etwas dicker.
Doch nun stürzen wir uns ins volle Leben. Schon lange ist frisches Obst und Gemüse an Bord mysteriös verschwunden. Es gibt ein paar Läden hier, die in überschaubarer Auswahl so etwas anbieten. Und, oh Wunder, Tioman ist eine zollfreie Insel und man kann recht guten Wein und auch Bier zu (für das islamische Malaysia) unschlagbaren Preisen kaufen. So sieht man uns mit großen Taschen durch den kleinen Ort ziehen und später schaukelt Esmeralda ein paar Zentimeter tiefer im Wasser des Südchinesischen Meeres.



Wir wollen natürlich auch hier auf der Insel unterwegs sein und möchten eigentlich deshalb ein Moped mieten. Insbesondere die ca. 20km entfernte Ostseite war unser Ziel. Noch rechtzeitig vor dem Vertragsabschluss informiert uns der Vermieter, dass genau das nicht möglich ist, da die kleine Straße wohl nur mir Allrad-Fahrzeugen passierbar ist. Da ein Allrad-Moped nicht zur Verfügung steht (Scherz!), beschließen wir etwas maulig, dann wenigstens ein Stück in den Dschungel hinein zu wandern. Wie fast immer recht unvorbereitet machen wir uns in unseren Flip-Flops auf den Weg und steigen entlang eines Baches aufwärts in die Berge. Wundersamerweise treffen wir dortselbst irgendwann zwei junge Mädels aus Frankreich und den Niederlanden, die zu Fuß zur Ostseite der Insel wollen und kurzentschlossen ändern wir unsere Pläne und schließen uns ihnen an. Ein wieder einmal wunderbarer Weg über den Bergkamm findet seine Krönung an einem Wasserfall -es wird gebadet- und führt dann wieder bergab zu einem kleinen Dorf am Oststrand der Insel. Da die Zeit für den Rückweg zu Fuß nicht mehr reicht und auch die Kräfte der Esmeralda-Crew erschöpft sind, versuchen wir ein Auto für den Rückweg aufzutreiben. Recht geschäftstüchtig nimmt uns dann ein Pick-up für 30 Ringgits pro Person wieder mit zurück. Dort angekommen können wir noch den aus dem Tagesschlaf langsam erwachenden Flugfüchsen (eine Art Flughunde mit einen kuschligen brauen Fell-Gefieder auf der Brust) „Guten Morgen“ sagen. Diese geselligen Tiere hängen dicht an dicht in ein paar wenigen Bäumen und ziehen dann im letzten Tageslicht zu Rundflügen los. Es ist uns nicht ganz klar, warum sie in der Nacht auf Nahrungssuche gehen. Da sie sich von Früchten, Pollen und Nektar ernähren, könnte man das doch auch prima am Tage erledigen. Seltsam, aber irgendeinen Sinn wird es schon haben.





Abends speisen wir fast regelmäßig im vor unserem Ankerplatz gelegenen Restaurant „Nazrims Place“. Da wir ein paar Tage hier sind, bauen sich dann auch schnell freundschaftliche Bindungen zum Personal auf. So lädt man uns dann zu einem Gratismenü an einem Tag des offenen Hauses ein. Vom Morgen an bis zum frühen Nachmittag kann die Bevölkerung der Insel heute sich an einem schönen Büffet bedienen. Etwas derangiert nach einer längeren Wanderung zur Nordspitze der Insel sitzen wir dann inmitten der anderen Gäste und genießen das ungewohnte Mahl zur ungewohnten Zeit. Wir lernen auch Nazri, den 83-jährigen Besitzer und Namensgeber des Restaurants kennen. Nach mehreren Unfällen sitzt er jetzt im Rollstuhl, träumte aber auch von Segelreisen in der großen weiten Welt. Kompensatorisch hat er sich selbst wenigstens wichtige Begriffe und Aussagen in allen möglichen Sprachen der Welt beigebracht. Mit dem bedeutsamen deutschen Satz „Hätten Sie Interesse, ein Stachelschwein zu verspeisen?“ hat er unseren lebenslangen Respekt erobert. Dann wird es aber auch schon Zeit für die Weiterfahrt. Abschied von den Bekannten und natürlich wieder die Ausklarierungsprozedur bei den Behörden.
Pulau Tulai ist nicht weit entfernt. Wir ankern in einer eigentlich bei den vorherrschenden NO-Winden gut geschützten Bucht. Die Insel ist unbewohnt, das kristallklare Wasser lädt zum Schnorcheln ein. Da es inmitten der Bucht zu tief zum Ankern ist, müssen wir leider relativ nahe an das Riff heran. Oft haben wir schon an solchen Plätzen gelegen, da es manchmal einfach nicht besser geht. Ein mulmiges Gefühl bleibt immer und vor dem Nachtschlaf versucht man noch einmal ein paar Orientierungspunkte an Land zu finden, um im Notfalle schnell die Bucht in der richtigen Richtung verlassen zu können. Der aufmerksame Leser wird nun schon ahnen, dass diese Nacht eine unruhige werden wird. Tatsächlich frischt gegen 1 Uhr morgens der Wind schlagartig auf, leider jedoch auch noch aus der falschen Richtung. Der nun auslösende Ankeralarm, welcher ein Vertreiben in einem bestimmen Radius um den Anker vermeldet, brauchte es gar nicht mehr, denn wir waren schon vom Geheule des Windes aus dem Nicht-Tiefschlaf geweckt worden. Ein SW-Squall mit sintflutartigen Regen drückt uns auf das Riff und lässt leider keinerlei Orientierung anhand der Landmarken zu. Schneller als wir nur den Motor starten können, hat das Boot schon Bodenkontakt. Der auflandige Wind, der anscheinend nicht haltende Anker und letztendlich das nun auch nach dem Hochwasser gegen Mitternacht jetzt wieder fallende Wasser bringen uns in eine momentan hoffnungslose Situation. Irgendwann kann man nur noch warten, dass das Wasser wieder steigt. Gegen 11 Uhr vormittags ist es dann soweit. Aus eigener Kraft können wir wieder tiefe Gewässer erreichen und verlassen schnellstmöglich diesen unseligen Ort. Ein Tauchgang um das Boot herum gibt uns die Sicherheit, dass außer Farbschäden am Unterwasserschiff kein struktureller Schaden an unserem belastbaren Aluminiumrumpf erkennbar ist und so können wir die wegen günstiger Windbedingungen für heute geplante Weiterfahrt starten.

Der Wind hat auf östliche Richtung gedreht. So besteht eine Chance, bei dem permanent südsetzenden Strom von 1,5-2kn überhaupt einigermaßen voran zu kommen. Ziel ist die in 120 Meilen entfernte nördlich gelegene Insel Pulau Tenggul. Nach 20 Stunden dreht der Wind wieder auf seine übliche NO-Richtung, legt sich zwischenzeitlich auch mal zur Ruhe und so wird es wieder Nacht. Pulau Tenggul erreichen wir erst gegen 20 Uhr des kommenden Tages und ein festes Gesetz an Bord besteht darin, komplizierte Buchten mit Riffen nicht bei Dunkelheit zu befahren. So grüßen wir die Insel aus der Ferne und ziehen weiter nach Pulau Kapas, welche dann im ersten Morgenlicht auftaucht. Hier können wir entspannt im gut-haltenden Sand in Lee der Insel ankern. Ein Platz der sofort Vertrauen auslöst, haben wir doch genug Raum rundherum zum Driften bei wechselnden Winden.
Kapas liegt nur ca. 3 Meilen östlich des malaysischen Festlandes. Viele Einheimische kommen hierher für einen Tagesausflug, aber auch ein paar Resorts versuchen Gäste für längere Zeit anzulocken. So treffen wir hier auf Deutsche und Franzosen und ein Homestay wird sogar von einem deutsch-holländischen Paar geführt.
Kapas weist wieder ein paar wirklich sehr wilde und anstrengende Wanderwege auf. „Weg“ ist wirklich übertrieben. Man kämpft sich durch Flussläufe, über steile Berge, klettert über umgestürzte Bäume und rutscht schlammige Hänge wieder hinunter. Großartiger Weise sind alle diese Routen mit einem längsverlaufenden Seil gekennzeichnet, so dass eigentlich nichts passieren kann. Wenn denn die bösartigen Moskitos nicht wären…

Die Insel gehört zu dem recht streng muslimisch ausgerichteten Staat Terengganu. So ist Alkohol eigentlich nicht in den Restaurants zu bekommen. Für uns kein Problem, jedoch für einen europäischen Touristen, der hier längere Zeit verweilt? Es gibt keinerlei Läden, so dass jeder Gast der Insel zu allen Mahlzeiten auf die wenigen Gasthäuser angewiesen ist und dies auch extra bezahlen muss. Hinzu kommt noch, dass jedenfalls in der Zeit unseres Aufenthaltes einige Etablissements noch nicht geöffnet hatten, andere willkürlich irgendwann mal schließen und Abendessen, wenn überhaupt, erst ab 19.30 Uhr oder gar ab 20.30 Uhr angeboten wird. Aber das muss jetzt mal nicht unsere Sorge sein. Wir fahren mit dem Dinghy in das gegenüber auf dem Festlande liegende Marang und können auf dem großartigen Obst- und Gemüsemarkt alles erdenklich Notwendige erstehen, was dann der Bordkoch des Segelschiffes Esmeralda zu exzellenten Menüs verarbeitet.
Übrigens finden wir in Marang auch eines unserer Lieblingsgeschäfte, welches jetzt hier endlich mal Erwähnung finden muss. Die malaysische Kette „Mr. DIY“ hat uns schon in Indonesien mit dem Nötigsten versorgt und ist in ganz Südost-Asien sehr präsent. Hier kauft man preiswertes Werkzeug, Verbrauchsmaterialien, Flip-Flops, Küchenutensilien… Es lohnt sich eigentlich immer erst einmal in der DIY-Filiale zu stöbern, wenn man etwas Bestimmtes sucht. Da wir einen lukrativen Werbevertrag mit dem DIY-Hauptsitz abschließen konnten, wird sich der geneigte Leser daran gewöhnen müssen, dass jetzt in jedem Zusammenhang hier dieser Name auftaucht. Dazu auch gleich ein Gewinnspiel: Der Leser, der als Erster die Bedeutung der Buchstabenkombination „DIY“ herausbekommt, gewinnt einen Wochenendaufenthalt auf dem Segelschiff Esmeralda. An- und Abreise ist allerdings eigenständig zu bezahlen! Post wie immer an:
Segelschiff Esmeralda
Malaysia
Ausreichend frankierten und adressierten Rückumschlag bitte nicht vergessen!
Da nun gerade weiter oben das Wort „Dinghy“ fiel: Unser Beiboot haben wir vor 6 Jahren in der Karibik gekauft. Seit ungefähr einem Jahr fällt es dadurch auf, dass es seine Luft nicht mehr richtig halten kann. Flicken von außen konnten das Problem nicht wirklich beheben, Latex-Milch mit Spritze und dünnem Schlauch über die Ventile ins Innere gebracht (nach sofortigem Aufpumpen wird die flüssige Milch in die Lecks gezogen und verklebt diese) hält leider auch nicht ewig. Die Sonne mit ihrer Zerstörungskraft hat den Kleber an den Nähten geschädigt und so werden die Verbindungsstellen zunehmend porös. Nachdem mit einem Knall eine Naht kurzstreckig aufgeplatzt ist und hier ein Riesenflicken nur das Schlimmste verhindern konnte, steht fest, dass wir ein neues Dinghy brauchen. Dies unterstreichend kam es auch noch zu einem Leck an der Verklebungsstelle von Schlauch und Rumpf, so dass auch noch Wasser in das Boot eintrat. Letztere Undichtigkeit konnten wir zum Glück wieder verkleben. Nun suchen wir also nach einem neuen Dinghy. Leider ist dies auf der Ostseite Malaysias nicht zu bekommen. So haben wir jetzt Kontakt zu Händlern in Thailand, unserem nächsten Fernziel, aufgenommen und hoffen, dass unser treuer Begleiter so lange noch durchhält. Wir werden berichten!
15.01. – 10.03.2025 Johor Bahru/Malaysia
„Da ist ja anscheinend nicht so viel passiert!“ Mehr als ein Monat waren wir nicht mehr auf Sendung. Tatsächlich hocken wir noch im Süden Malaysias mit Blickkontakt zum nahen Singapur. Der Grund dafür ist übrigens der zu dieser Zeit andauernde Nordost-Monsun. Unser Ziel ist ja das östliche Thailand und die im Nordosten liegende Insel Borneo. Diese Plätze sind aber beim doch zumeist recht heftigen Wind aus der falschen Richtung nicht erreichbar. So bleiben wir mal am Ort, geht auch! Aber nun der Reihe nach!
Nach langer schwerer Krankheit ist unser wackerer Perkins-Motor wieder sportlich aufgelegt und wir verlassen erst einmal Puteri Harbour. Hier war es ja nicht schlecht, jedoch recht laut und auch nicht ganz billig. Uns zieht´s zur Senibong-Marina im östlichen Bereich der Johor-Straße. Dort kostet der Liegeplatz nur die Hälfte und ruhiger soll es auch sein. Also los!

Man möge sich das mal auf der Landkarte anschauen: Um zu einem Ort zu kommen, der ca. 10 Meilen Luftlinie von uns entfernt liegt, muss man einen Umweg von ungefähr 70 Meilen zurücklegen. Grund dafür ist, dass man am nördlichen Scheitelpunkt der zwischen Malaysia und Singapur gelegenen Straße von Johor einen Damm gebaut hat, der mit dem Schiff nicht passierbar ist. Also ist der Plan, Singapur zu umrunden, brav wieder die Abstandsregeln zur scharf bewachten Grenze einzuhalten und dann auch nicht unter die Räder (Häää? Wieso Räder?) des nicht endenden Stroms der Großschifffahrt zu kommen.
Die Windrichtung passt und unser neues Großsegel wird mal gut durchgelüftet. Da wir jetzt einen fast 360°-Kreis um die Insel Singapur drehen müssen, klappt es natürlich nicht durchweg mit der Segelei, aber wir freuen uns, auch ohne Motor wieder mal voranzukommen. Etwas überheblich versuchen wir ein wenig abzukürzen, werden aber sofort von den Kollegen Grenzschützern wieder ins malaysische Seegebiet zurückgeschickt. Abends landen wir dann an der östlichen Einfahrt der Straße von Johor, suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen und ankern mal wieder. Auch das fühlt sich viel besser an als das Herumliegen in einer Marina. Aber manchmal geht es halt nicht anders.
Am nächsten Morgen ziehen wir mit frischem Elan durch die landschaftlich hier recht schöne Straße von Johor, übrigens wieder unter Segeln. Mittags taucht dann schon unser neuer Liegeplatz auf: die Senibong-Cove-Marina!

Hier ist es wirklich ruhiger. Ein paar Boote; keines ist dauerhaft bewohnt. Die Restaurants, die die Marina säumen, kommen ohne viel Radau aus, sieht man mal vom auch hier mehrfach täglich hörbaren Happy-Birthday-Gedudel ab. Die Marina liegt im anscheinend etwas wohlhabenderen Teil von Johor Bahru und von der sonst recht quirligen Großstadt ist nicht viel zu spüren. Bewacht werden wir auch hier wieder von Security-Leuten, die zu viert in einem 7-Tage-Dienst über jeweils 12 Stunden (also immer das gleiche Paar am Tage und in der Nacht) Dauerwache halten. Wir erfuhren, dass überall in Malaysia das Security-Personal aus Nepal stammt und unter ähnlichen Bedingungen ohne Urlaub und ohne einen freien Tag jahrelang durcharbeiten. Viel zu tun gibt es natürlich nicht: In einer viel zu warmen Uniform steht man den ganzen Tag rum und absolviert bestenfalls kleinere Kontrollgänge. Das Geld wird nach Hause geschickt und muss eine ganze Familie über Wasser halten. Wir erfahren von unserem Freund Gopal, der recht gut englisch spricht, dass er seine Kinder und Frau seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat (mal abgesehen von Video-Anrufen), doch nun in den nächsten Jahren nach Nepal zurückkehren will. Aussichten auf eine Arbeitsstelle hat er nicht. In dem korrupten Land werden die wenigen lukrativen Jobs in der Familie verteilt. Was ist das für ein Leben? Und letztendlich keine Hoffnung, aus diesem Teufelskreis irgendwie auszubrechen.

Uns wurde die Gnade zuteil, am richtigen Ort zur richtigen Zeit das Licht der Welt erblickt zu haben. So können wir hier unseren „Zwangsaufenthalt“ in JB mit schönen Abstechern in die nähere und fernere Umgebung aufwerten und uns nun auch einen weiteren Traum erfüllen:
Eigentlich wollten wir in diesem Jahre mit dem Boot Japan besuchen. Die lange Anreise entlang einer Strecke, die fast ganzjährig häufig von Wirbelstürmen heimgesucht wird und die Notwendigkeit, die gleiche Strecke auch wieder zurück zu segeln, hatte uns dann doch von diesem Vorhaben abgebracht. Mit der Nähe zu Singapur ist es jetzt jedoch schnell und recht preiswert möglich, Japan per Flugzeug zu erreichen. Das Boot können wir hier gut zurücklassen und so machen wir uns auf den Weg.
Erster Besuchsort ist Tokio. Uns war natürlich klar, dass in Japan momentan kein Sommer herrscht, aber als uns der Flughafen morgens um 6 Uhr bei Temperaturen um die 0 Grad ins Land entlässt, ist es erst einmal ein kleiner Schock. Aber was gibt es dafür alles zu sehen! Der Kaiserpalast, eine große Zahl von Museen, Parks und natürlich eine Vielzahl religiöser Orte in Form von Tempeln und Schreinen. Die Hauptreligion in Japan ist der Shinto-Glaube, welcher dem Buddhismus nahesteht, jedoch eine sehr lokale Glaubensform mit einer Vielzahl von Göttern darstellt. So gibt es dann auch überall im Lande Schreine, die Göttern, Kaisern oder auch zum Beispiel den Kriegsopfern gewidmet sind.
Tokyo











Was uns besonders auch in allen anderen besuchten Orten fasziniert, sind die kleinen Restaurants (eher Küchen mit ein paar Sitzplätzen), die in engen Gassen wie aufgereiht hintereinander liegen. Betritt man das Etablissement, wird man lautstark von den Servicekräften begrüßt. Man setzt sich meist um die Küche herum an einen Tresen und schaut dem Personal bei der Arbeit zu. Dann hat man die Wahl zwischen vielen kleinen Tapas-ähnlichen Gerichten, die herrlich fremdartig schmecken. Da die Atmosphäre sehr ungezwungen ist und man sehr eng zusammensitzt, hat man schnell Kontakte rundherum geknüpft.


In besonderen Lokalen wird Okonomiyaki, eine Art Pfannkuchen aus Teig und Kraut und weiteren Zutaten nach Wahl, angeboten, welche dann auf einem Grill im Tisch selbst gebacken werden können. Sehr lecker und unser Favorit der japanischen Küche!

Etwas gewöhnungsbedürftig ist in Tokio wie auch im restlichen Japan der Nahverkehr. Einerseits ist jeder Ort der Städte problemlos mit U-Bahn oder Metro erreichbar. Da aber die einzelnen Linien zu unterschiedlichen Betreibern gehören, gilt das gekaufte Ticket dann nicht für alle Bahnen und auch Tagestickets sind nur für bestimmte Transportunternehmen gültig. Aber schnell gewöhnt man sich an das System und auch im hohen Alter gelang es uns bald, Fahrkarten am Automaten ohne fremde Hilfe zu erstehen.


Nach ein paar Tagen geht es dann mit dem Shinkansen nach Kyoto. Der japanische Hochgeschwindigkeitszug ist unsere große Liebe auf unserer Reise. Zwar nicht ganz billig, aber dafür pünktlich, unheimlich bequem und um einen Fahrplan muss man sich keine Gedanken machen. Beinahe wie die U-Bahn verkehrt er in kurzen Abständen (ca. alle 15-30min), so dass man einfach zum Bahnhof kommt und in den nächsten passenden Zug einsteigt. Hat man keine Platzkarten, die man auch nicht braucht, ist man sehr beweglich in seinen Entscheidungen. Das Flugwesen mit seinen komplizierten Prozessen vermisst man hier jedenfalls nicht.

Nach den Häuserschluchten der japanischen Hauptstadt ist Kyoto mit seiner im Krieg weniger zerstörten Altstadt aus kleinen übersichtlichen Häusern eine Wohltat. Auch hier locken uns wieder die Museen und die reichlichen Schreine und Tempel. Leider weht hier jedoch ein so eisiger Wind mit Schneetreiben, dass man sich von Zeit zu Zeit in einem Café aufwärmen muss. Die derzeit kahlen Kirschbäume am Fluss und an kleinen Kanälen lassen erahnen, wie es hier im Frühjahr zur Blütezeit aussehen muss.
Kyoto






Nun bringt uns die Bahn nach Hiroshima. Irgendwie verbindet man in der Welt diesen Ort wohl nur mit dem ersten Atombombenabwurf in der Geschichte der Kriege. Aber natürlich ist es eine lebendige und lebensfrohe Stadt wie jede andere in Japan auch.
Der Friedenspark und der Atombomben-Dom (ein in der Nähe der Abwurfstelle als Ruine erhalten gebliebenes Gebäude) ist erster Anziehungspunkt. In beeindruckenden Ausstellungen wird das unglaubliche Ereignis vermittelt, das Leben der Stadt und des Viertels vor dem 6.August 1945 8.15 Uhr dargestellt und auch die Aktivitäten zur Verhinderung einer ähnlichen Katastrophe in der Folgezeit illustriert.


Es starben bei diesem schrecklichen Angriff, bei dem 90 Prozent der Häuser der bis dahin unzerstörten Stadt weitestgehend dem Erdboden gleichgemacht wurden, ca. 70.000 Menschen sofort. Weitere 70.000 Menschen starben bis zum Ende des Jahres 1945. Zum Vergleich: Die Flächenbombardements auf Dresden forderten ca. 25.000 Opfer.


Ein weiteres ergreifendes Erlebnis werden wir jedoch auch mit Hiroshima verbinden: Wir treffen eine Freundin von Katrin. Vor über 30 Jahren verlebten sie mehr oder minder gemeinsam ein Auslandsschuljahr in den USA und nun gab es erstmals wieder eine Begegnung. Mayumi kommt mit Ehemann und zwei Kindern und wir können endlich auch einmal direkt mehr über das Leben in Japan erfahren. Die Menschen sind eng mit ihrer Arbeitsstelle verbunden. Man „gönnt“ sich kaum mehr als 1 Woche Urlaub, würde doch eine längere Abwesenheit seine Ersetzbarkeit beweisen. Da deshalb Auslandsaufenthalte wenig Sinn ergeben, sprechen in Japan nur wenige Menschen Englisch. Dies ist uns zu unserem Erstaunen auch bereits aufgefallen. Es ist schwierig, mit zwei Einkommen in einer Familie den angestrebten Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Um ein Häuschen abzubezahlen und ein modernes Auto zu fahren nimmt man lange Arbeitszeiten mit wenig Freizeit in Kauf. Gerade bei den Kindern Mayumis löst unser Lebensstil (schon seit Jahren mit dem Boot unterwegs zu sein) größtes Erstaunen aus.


Nach ein paar sehr herzlichen Stunden trennen wir uns wieder. Es wird beschlossen, nun engeren Kontakt zu halten.
Wir wollen jetzt noch einmal die Landseite Japans kennen lernen und verbringen 2 Tage und eine Nacht auf der Insel Miyajima. Auch hier ist der Winter mit heftigem Schneefall ausgebrochen. Wir erklimmen trotzdem den Mt. Misen, besichtigen den berühmten und sehenswerten Itsukushima-Schrein und verbringen eine interessante Zeit in der sehr traditionellen Pension. Eine weitere Besonderheit der Insel sind die überall herumlaufenden und kaum scheuen Rehe.
Miyajima








Nach viel zu kurzer Zugfahrt sind wir nun in Kobe. Der 2. Weltkrieg (mehr als die Hälfte des Stadtgebietes wurde zerstört) und das schwere Erdbeben von 1995 trugen wohl hauptsächlich dazu bei, dass ein wiedererkennbares Stadtbild fehlt. Fast keine historische Substanz, Hochhäuser und reichlich Verkehrstrassen und doch gefällt es uns hier irgendwie. Viele interessante Museen, ein überschaubares kleines Viertel mit engen Gassen und den kleinen gemütlichen Restaurants und am Rande der Stadt Berge mit Wandermöglichkeiten und heißen Quellen, welche hier als Onsen bezeichnet werden. Hier bleiben wir jetzt etwas länger. Den geplanten Weiterzug nach Osaka ersparen wir uns nach einem Kurzbesuch per Nahverbindungszug. Unheimlich viele Menschen bevölkern den Innenbereich der fast gesichtslosen Stadt und ein paar Museen können wir auch von Kobe aus besuchen.





So gehen wir lieber in den Bergen wandern und baden in den heißen Quellen von Arimaonsen. Außerdem besuchen wir eine phantastische Ausstellung über die Impressionisten: Es wird zwar kein einziges Originalbild gezeigt, aber die Entwicklung dieser Kunstrichtung sehr ausführlich mit den Lebensläufen vieler Künstler verknüpft und dann in einer ergreifenden Multimediashow die Bilder übergroß rund um einen riesigen Raum projiziert und Details fokussiert, was dazu führt, dass diese fast lebendiger wirken als die Originale.




Doch dann ist es wieder soweit: Von Osaka aus fliegen wir zurück nach Singapur und sind noch am selben Abend wieder an Bord der guten Esmeralda.
Ein kleines Resümee: Japan ist ein Land mit sehr besonderen Menschen. Freundlich, kulturvoll, sehr ruhig, aber auch sehr angepasst. Uns fiel zum Beispiel auf, dass sogar an kleinsten Straßen ohne jeglichen Verkehr die Menschen brav an der Ampel auf die Grünphase warten. Überall geht es leise zu. Traditioneller Jazz (gerne von LP´s auf Plattenspielern abgespielt) ertönt im Café und im Restaurant und manchmal auch klassische Musik. Pop-Gedudel hört man fast nie. Japanischer Jazz erklang für uns in den überall vorhandenen Jazz-Clubs (bis auf eine Ausnahme) immer als traditioneller Jazz mit Piano, Kontra-Bass, Schlagzeug… Das wird dann irgendwann langweilig. Die Clubs sind manchmal nicht größer als ein Wohnzimmer, so dass es auch vorkam, dass nur für uns alleine gespielt wurde. Seltsames Gefühl!


Toiletten gibt es überall! Immer pieksauber und technisch so hochgerüstet, dass die Bedienung manchmal viele Versuche erforderte. Aber der Clou waren die beheizten Klobrillen. Was für ein Land!!
Gerne hätten wir mehr über das Verhältnis der Japaner zu ihrer eigenen Vergangenheit, insbesondere der Zeit des 2.Weltkrieges, erfahren. Wir hatten das Gefühl, dass dies nicht gerne gehört wird, bzw. diese Zeit eher idealisiert wird. So sind in dem erwähnten Tokioter Schrein für die Kriegsopfer auch die als Kriegsverbrecher verurteilten und teilweise hingerichteten Generäle eindeutig miteingeschlossen. Im benachbarten Kriegsmuseum gibt es leider auch keinerlei Schuldbekenntnisse, die Waffen werden als die technisch besten ihrer Zeit präsentiert, anrührende Geschichten von aufopferungsvollen Soldaten und Krankenschwestern erzählt und im Museumsladen kann man beispielsweise Postkarten mit Panzern oder Jagdflugzeugen des 2. Weltkriegs erwerben. In den historischen Museen Malaysias erlebten wir einen ganz anderen Blick auf die japanische Besatzungszeit. Massenerschießungen an nicht kooperierenden Menschengruppen, Todesmärsche für die kriegsgefangenen Soldaten…
Die japanische Küche bestand für uns bisher nur aus Sashimi und Sushi. Wir haben sicher nur einen überschaubaren weiteren Teil der Kochkunst des Landes kennengelernt, doch schon dieser Teil war beeindruckend. Wir werden in Zukunft vermutlich immer auf der Suche nach ähnlichen Gerichten sein. Oder halt doch einmal wieder zurückkehren?

Auf unserer Esmeralda bleibt uns nur kurz Zeit für Aufräumungsarbeiten. Lieber Besuch hat sich angekündigt und wird bereits am nächsten Tage in Singapur am Flughafen ankommen. Katrins Vater Dieter hat sich auf die weite Reise gemacht und wir freuen uns sehr, ihn nach einem langen Flug in die Arme schließen zu können.

Borneo stand schon längere Zeit auf unserer Liste der Ziele besonderer Art. Hier gibt es noch wildlebende Orang-Utans, Elefanten, die lustigen Nasenaffen und viele weitere Tierspezies, die mancherorts vom Menschen verdrängt wurden. Wir werden die große, im Nordosten von Malaysia gelegene Insel später noch per Boot heimsuchen, nun aber, da immer noch konsequent die Winde aus dieser Richtung wehen, buchen wir uns einen sehr preiswerten Flug und landen nach 2,5 Stunden in Kota Kinabalu. Irgendwie schwebte in unseren Köpfen das Bild von einem Dschungeldorf, dachten wir an Ortschaften auf Borneo. Nun, das ist so nicht! Auch hier viele Hochhäuser, reichlich Verkehr, aber auch viel Natur rundherum. Erst einmal klettern wir auf ein paar im Nahen befindliche Berge, genießen aber auch die sehenswerte Stadt, oft bei Regenfällen heftigster Art. Den mit 4095 Metern höchsten Berg Malaysias, den Mt. Kinabalu, sparen wir uns für unseren späteren Bootsaufenthalt hier auf.
Kota Kinabalu






Einer der Höhepunkte ist die Fahrt mit dem Traditionszug von Kota Kinabalu nach Papar. Es geht durch den Dschungel und am Meer entlang, leider jedoch nicht mit der erhofften Dampflok sondern mit einer Diesellokomotive. Egal, trotzdem sind die Ausblicke wunderschön und insbesondere beim Sonnenuntergangsstopp am Meer macht die Beobachtung der für Selfies posierenden Menschen reichlich Spaß.



Nun wollen wir weiter auf die Ostseite der Insel. Hier gibt es noch reichlich Dschungel und den Fluss Kinabatangan. Und hier leben die interessanten Tiere! Mit dem Bus zuckeln wir durchs Gebirge und den dichten Wald gen Osten und erreichen nach 7,5 Stunden Fahrt Sandakan.
Tempel in Sandakan





Am nächsten Tag geht es nach Sepilok. Hier befindet sich eine Auswilderungsanlage für ehemals gefangene Orang-Utans bzw. für Jungtiere, die hilflos aufgefunden wurden. Diese werden noch 2x am Tage gefüttert, sind aber ansonsten sich selbst überlassen. Es war für uns sehr ergreifend, diese Tiere zu sehen. Vermutlich sind es die Bewegungsmuster, die man auch von Menschen her kennt, die diese Tiere uns so nahebringen und es wird nicht langweilig, diesen wie auf einer Theaterbühne einfach nur zuzuschauen.
Orang-Utan Rehabilitatsionszentrum








Zwischen den beiden Fütterungsterminen bleibt genug Zeit, in einem benachbarten Reservat die Malaysia-Bären zu besuchen. Auch hier handelt es sich wieder um Tiere, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage waren, in der Natur zu überleben. Sie sind in einem großen Waldstück zu Hause und mit etwas Glück kann man einzelne Bären von einem Beobachtungspunkt aus antreffen. Viele Tiere konnten auch bereits wieder ausgewildert werden, wie uns ein freundlicher Angestellter erzählt.
Malaysia-Bären Rehabilitationszentrum





Bleibt ein klein wenig Misstrauen, ob nicht auch touristische Bedürfnisse durch die Rehabilitationszentren im Westen der Insel erfüllt werden sollen, so herrscht am Kinabatangan-Fluss die wilde Natur. Entlang des breiten, schlammigen Stroms stehen ein paar Häuser und wir finden Unterkunft in einer Backpacker-Herberge in einer kleinen ursprünglichen Hütte. Auf einer abendlichen und einer morgendlichen Flussfahrt sehen wir die seltsam-lustig aussehenden Nasen-Affen, einen Orang-Utan, Adler… Am meisten aber beeindruckt uns der breite Fluss insbesondere im ersten Morgenlicht, mit Dunst und den Geräuschen des Regenwaldes. Unsere Freude, gemeinsam mit unserem Besuch hier einige Zeit verbringen zu dürfen, wird dann durch das Auftauchen zweier Elefanten in Dorfnähe noch einmal auf einen grandiosen Höhepunkt gebracht.





Nach acht Tagen sind wir dann wieder zurück an Bord und nun gilt es noch ein paar Projekte an Bord anzupacken. Wir sind froh, mit Dieter eine Hilfe hierfür zu haben und genießen es sehr, so viel Zeit gemeinsam zu verbringen. Auch Johor Bahru kann einiges bieten: ein interessantes Museum über die Geschichte der Chinesen im Sultanat Johor, ein paar kleine Gassen zum Flanieren und viele Restaurants mit dem Besten aus aller Welt. Favorit ist hier die chinesische Fress-Ecke mit ca. 10 verschiedenen kleinen Garküchen der unterschiedlichen Provinzen; tolles Essen zu sensationellen Preisen!









Nun rückt langsam der Abschied von unserem Gast immer näher. Für eine Wanderung zum 654 Meter hohen Gunung Pulai lassen wir uns mal weit hinaus aus dem Dickicht von Johor Bahru bringen und erleben eine wunderschöne Natur entlang eines Gebirgsbaches. Ein Bad in diesem Fluss lässt die Anstrengung schnell vergessen. Etwas leichtsinnig sind wir dabei: In der Nachbarschaft attackiert eine Affenherde dort badende Menschen, welche sich mit Geschrei und Wurfgeschossen zu wehren versuchen. Wir haben unsere Sachen natürlich am Ufer hinterlassen und bei der Rückkehr haben sich auch schon hier auf Nahrungssuche befindliche Makaken eingestellt, die keinerlei Scheu vor Menschen kennen. Wenn die mit unserem Rucksack (Geld und Telefon) bzw. mit unserer Kleidung in den Bäumen verschwunden wären…
Wanderung zum Gunung Pulai





Für den Weg zum Startpunkt unserer Wanderung hatten wir wie für alle anderen Transporte im Stadtbereich ein GRAB-Taxi genutzt, was ungefähr dem UBER-Fahrdienst in Europa entspricht, aber unschlagbar billig ist. Für den Rückweg findet die App keinen Fahrer, wir sind hier doch zu weit vom menschlichen Leben entfernt. Zum Glück nimmt uns ein freundliches Paar in ihrem Auto mit und während der Fahrt erfahren wir viel von ihnen und sie von uns. Wie sich doch alles immer fügt…
Und dann ist er da, unser letzter Tag gemeinsam mit Dieter. Heute am Abend werden wir gemeinsam zum Flughafen nach Singapur fahren und dann sind wir wieder völlig auf uns alleine gestellt. Allerdings hat sich unser Freund Siggi demnächst angekündigt und mit ihm zusammen wollen wir nun auch endlich weiterziehen. Es wird Zeit!


Malaysia, Singapur 13.12.24 – 14.01.25
Im ersten Dämmerlicht verlassen wir Nongsa Point und ordnen uns zaghaft in den Strom der Boote ein. Wir bleiben natürlich außerhalb des Verkehrstrennungsgebietes, müssen aber trotzdem auf die vielen querenden Hochgeschwindigkeitsfähren, Fischerboote und sonstigen Schiffe achten. Der Wind kommt von vorne und an Segeln ist in diesem Wirrwarr nicht zu denken. Außerdem wollen wir die 50 Meilen bis zum malaysischen Puteri Harbour gerne bei Tageslicht hinter uns bringen. So nagelt dann der wackere Perkins vor sich hin und hat unsere volle Aufmerksamkeit und Fürsorge, zweifeln wir doch die vollständige Genesung etwas an. Tatsächlich tropft dann auch nach ca. 2 Stunden Laufzeit das Öl im Sekundentakt von der Motorunterseite wieder in die Bilge. Na großartig! So ist doch alles wieder wie gehabt und die viele Zeit, die wir wartend auf unseren Mechaniker bzw. mit unserem Mechaniker verbrachten, hätte sinnvoller genutzt werden können. Wir gönnen dem durstigen Gesellen hin und wieder einen kräftigen Schluck bestes Maschinenöl und freuen uns schon auf die neuerliche Generalreinigung der Motorbilge.


Doch nun nähern wir uns auch dem Kreuzungspunkt, also einem Areal, das in der Karte zur Querung des Verkehrstrennungsgebietes vorgeschlagen wird. Wir müssen schließlich rüber auf die nördliche Seite der Singapur-Straße und hier ist vermutlich der beste Ort dafür. Nachdem eine kleine Lücke im West-Ost-Strom der Riesenschiffe auszumachen ist, ziehen wir dicht am Heck des ersten Frachters vorbei, kommen am nächsten noch gut vor dem Bug davon und auch die andere Autobahnspur mit Ost-West-Richtung bereitet keine Schwierigkeiten. Anscheinend hat die Großschifffahrt hier ihre Geschwindigkeit anstandshalber etwas gedrosselt; vielen Dank dafür!



Auf der anderen Seite empfängt uns ein Polizeiboot der Singapur-Behörden. Sehr seltsam: Wir werden nicht per Funk angerufen, kein Mensch lässt sich draußen blicken. Man folgt uns hautnah über mehrere Meilen, dann drehen die Kollegen ab. Bald jedoch taucht dann ein neues Kontrollboot auf, die es ebenso halten und auch weiterhin verfolgt man unsere Reise mit Interesse. Die Grenze zu den Singapur-Gewässern liegt nahe am Trennungsgebiet und in Bezug auf den Grenzschutz hat man sich anscheinend einiges von den ostdeutschen Vorreitern abgeschaut. In der Straße von Johor sind dann auch auf der Singapur-Seite hohe Zäune mit reichlich Beleuchtung zu sehen. Große Schilder warnen vor Schusswaffengebrauch; Hubschrauber und sogar Düsenjäger tauchen immer mal wieder auf. Wir hatten uns jedoch schon im Voraus über die Route informiert und wussten, dass „Grenzdurchbrüche“ nicht gerne gesehen werden. Deshalb kleben wir dicht am nördlichen Rande des Großverkehrs und so bleiben wir unbehelligt.
Zum späten Nachmittag wird Puteri Harbour erreicht und wir liegen mal wieder in einer Marina mit all dem Komfort (Duschen, Wasser und Strom am Liegeplatz), den man sich als Segler auch manchmal wünscht. Das Einklarieren geht schnell: Mit dem Marina-eigenen Golf-Car werden wir zum nahen Fährterminal gefahren. Fingerabdrücke, Stempel, fertig!

Da wir hier eigentlich nicht so lange bleiben wollen, kümmern wir uns mal gleich um den nächsten Motor-Spezialisten. Die einzige Empfehlung im großen Netz ist Leong, den wir dann auch sofort anschreiben. Wir bekommen tatsächlich eine Antwort, allerdings will er erst einmal für eine Ferndiagnose Bilder und Informationen zugesandt haben. Die bekommt er, jedoch können wir ihn dann auch zu einer Visite beim Patienten überreden. Morgen! Natürlich kommt er morgen nicht (wir sitzen den ganzen Tag an Bord), dafür übermorgen und kümmert sich erst einmal mehr um den Zahnriemen, der, obwohl gerade erst gewechselt, ihm suspekt vorkommt. Um Schlimmstes zu verhindern (ein Riss des selbigen würde ja tatsächlich schwere Motorschäden nach sich ziehen), will er den zuerst austauschen, bevor der Motor zur Diagnose gestartet werden soll. So ganz folgen können wir dem nicht. Schließlich war der alte erst einige Stunden im Einsatz und die Wahrscheinlichkeit, dass er nun gerade sich verabschiedet, ist eventuell doch nicht so groß. Aber dem Meister widerspricht man nicht und so warten wir auf Leong, der einen neuen besorgen will. Das klappt nun aber nicht. Angeblich hat sein Lieferant nicht den richtigen da und auch andere Lieferanten können anscheinend nicht liefern. Dann hört man erst einmal nichts mehr vom Experten. Nun rückt auch Weihnachten näher. Unser Perkins-Ersatzteil-Lieferant in England macht jetzt Ferien zum Jahreswechsel. Wir bestellen dort den Zahnriemen und natürlich dann auch gleich die richtige Wellendichtung für die Kurbelwelle (Wenn es jemanden interessiert: Die neuen Maße scheinen 35x45x8mm zu sein). Mit der Ankunft der Teile ist allerdings wegen der Ruhezeit über die Feiertage erst im Januar zu rechnen. Von Leong ist auch weiterhin nichts mehr zu hören, Anfragen beantwortet er nicht bzw. nur mit großer Verspätung in unverbindlicher Weise. So bleibt Zeit für die Erkundung der näheren und ferneren Umgebung. Die nähere Umgebung ist schnell erforscht. Im Gegensatz zum geografisch und sprachlich sehr verwandten Indonesien setzt man hier auf Fortschritt: Hochhäuser, moderne Infrastruktur, westeuropäisch anmutende Restaurants… Wir müssen erst einmal die Umstellung verkraften. Mit den Fahrrädern fahren wir über leere dreispurige Fahrbahnen durch ein Sammelsurium von anscheinend kaum bewohnten Wolkenkratzern. Da alles irgendwie ähnlich aussieht, haben wir auch nach vielen Tagen noch Schwierigkeiten uns zurechtzufinden. Viele Einkaufsparadiese, leere Restaurants und sogar Legoland hat es bis hierhergeschafft. Mit Mauern umgebene und von Wachleuten abgeschirmte Edelresidenzen wirken nicht lebendiger. Da scheint doch jemand Großes vorgehabt zu haben, was aber sehr ersichtlich nicht funktioniert.




In der Marina tauchen immer mal wieder ein paar Segler auf, die allerdings auch schnell wieder das Weite suchen. Sehr belebt ist es auch hier nicht. Trotzdem schließen wir ein paar Bekanntschaften, welche hauptsächlich in Sundowner-Treffen und gemeinsame Abendessen ihre kurze Vollendung finden. Wir müssen leider noch bleiben und flüchten erst einmal in das nahe Singapur. Zufällig trafen wir in Puteri Harbour unsere alten Freunde Heidi und Neil wieder. Wir hatten uns vor Jahren auf Aruba kennengelernt und haben einen losen Kontakt gepflegt. Jetzt gehen die beiden für 3 Wochen nach Singapur, um dort in einer Wohnung die Katzen der verreisten Hausherren zu pflegen. So planen wir auch einen dreitägigen Singapurbesuch. Mit dem Bus geht es zur nahen Brücke, welche über die Straße von Johor führt. Raus aus dem Bus, Stempel in den Pass auf malaysischer Seite, rein in den Bus, über die Brücke, raus aus dem Bus, Stempel in den Pass auf Singapur-Seite, rein in den Bus, welcher nun bis zum Terminal nahe einer Metrostation fährt.

Öffentliche Verkehrsmittel sind hier sehr einfach zu nutzen. Mit einer Visakarte kann man die Sperren öffnen und beim Verlassen der Endstation präsentiert man diese wiederum, wofür ein recht überschaubarer Betrag dann abgebucht wird. Singapur hat ja einen gewissen Ruf bezüglich sehr strikter Regeln was Sauberkeit, Rauchen, Drogenkonsum etc. anbelangt. So waren wir nicht überrascht, überall Warnhinweise vorzufinden, dass jegliche Gesetzesübertretung (z.B. Essen und Trinken in der Metro, unflätige Behandlung von Busfahrern…) zu hohen Geldstrafen und/oder Gefängnis führt. Trotzdem wirkt die Stadt auf uns lebendig, lebensfroh und freundlich. Ein bunter Mix aus hauptsächlich Chinesen, aber auch Europäern, Indern und Südost-Asiaten zieht durch die Straßen, bevölkert mittags die Restaurants, joggt, fährt auch Fahrrad und genießt die vielen Parks und Grünflächen der Stadt.








Hochhäuser dominieren die Stadt, jedoch scheint die Lebensqualität der Bewohner nicht unberücksichtigt zu bleiben. Die Flächen, die man durch diese Bauweise spart, sind begrünt und – sieht man mal vom Downtown-Zentrum ab- strahlen Ruhe und Entspannung aus. Außerdem gibt es noch eine Menge größerer Parks. Gemeinsam mit Heidi und Neil besuchen wir den wunderschönen botanischen Garten mit seiner berühmten Orchideen-Anlage. Hier werden auch neue Orchideensorten gezüchtet und prominente Besucher des Parks ehrt man mit der Namensvergabe an die Pflanze. So gibt es beispielsweise auch eine Olaf-Scholz-Orchidee.





Später bewandern wir sogar noch einen naturbelassenen Dschungelanteil ganz im Norden der Stadt. Eine Hängebrücke führt über ein Tal in Höhe der Baumwipfel, Affen betteln um Futter (ein Schild warnt vor dem Füttern: 10000,-S$ Strafe), Zikaden, Vögel… Wie im richtigen Urwald!








Wir besuchen die Nationalgalerie, bummeln durch Chinatown und Little India, spazieren lange durch den gerade angelegten chinesischen und japanischen Garten und kommen natürlich auch an den touristischen Highlights nicht vorbei: das exklusive Hotel Marina Bay Sands mit dem markanten Riesenschiff auf dem Dach, den dem Meer abgetrotzten Gardens By The Bay, wo die markanten künstlichen Riesenpalmen stehen und bewundern hier wie auch in der Marina Bay eine kolossale Lichtshow mit hunderten weiteren Besuchern. Alles ist hier ein wenig pompöser als im Rest der Welt: die Malls unglaublich groß, hell und mit viel Besucher-Schnickschnack versehen, die Häuser höher und aufwändiger angestrahlt und die Lebenskosten gehen leider auch durch die Decke.








Ruhiger geht es am Robertson Quay zu, einem Ausläufer des Singapur River, wo früher die Schiffe entladen wurden und die Lagerhäuser standen. Hier befindet sich unser Hotel und hier gibt es eine große Zahl Restaurants, die immer gemütlicher und bezahlbarer werden, je mehr man sich vom Zentrum entfernt. Auch muss man hier lediglich auf Jogger und Radfahrer Rücksicht nehmen; der Autoverkehr, welcher übrigens in der gesamten Stadt überschaubar ist, findet woanders statt.
Nach drei Tagen verabschieden wir uns von unseren Freunden und fahren wieder zurück in unseren kleinen Hafen. Nun kommt erst einmal Weihnachten! Irgendwie will sich die rechte Stimmung nicht einstellen. Zum traditionellen Weihnachtsmenü fehlt uns die Lust, zur entsprechenden Deko können wir uns dann doch noch aufraffen. Auch als am 25. ein Weihnachtsmarkt mit vielen Ess-Ständen rund um die Marina öffnet, wird es nicht besser. Laute Musik, zumeist die verkitschte amerikanische Weihnachtsmusik in allen Spielarten der Unterhaltungsmusik, raubt uns die letzten Nerven. Schon im Vorfeld dudelte diese Art Musik in fast allen Restaurants, Einkaufsmärkten und aus den im Hafen liegenden Superyachten. Es ist nicht verständlich, warum ein Land, welches den Islam als Staatsreligion zum Lebensmittelpunkt erklärt, dieses Fest überhaupt begeht. Vermutlich wissen die wenigsten, was es damit auf sich hat und halten es für eine Erfindung von Frank Sinatra und Bing Crosby.



Um dem Radau, welcher mittags einsetzt und bis nach Mitternacht durchgehalten wird, zu entgehen, fassen wir kurzfristig neue Reisepläne. Das Landesinnere findet bei Seglern aus den verschiedensten Gründen meist wenig Beachtung. Hier sind die Bedingungen nun ideal und wir können mit gutem Gefühl das Boot für eine Rundreise durch Malaysia zurücklassen. Außerdem wartet auch immer noch unser neues Großsegel auf Abholung in Phuket/Thailand. Als Transportmittel wählen wir, wie bereits in Chile, den Reisebus. Auch hier gibt es großartige Verbindungen zu allen Ecken des Landes mit bequemen und sehr preiswerten Fahrzeugen.

Los geht´s! Am 27.12. fahren wir zum Terminal in Johor Bahru und steigen in den Bus nach Melaka. Da die Klimaanlage ausgefallen ist und einige chinesische Mitreisende kurz vor dem Kollaps zu stehen scheinen (wir fanden es gar nicht sooo schlimm), gibt es eine Zwangspause und ein herbeigerufener Servicewagen repariert das Teil.

Fast unterkühlt erreichen wir dann Melaka, eine Stadt mit sehr wechselhafter Geschichte. Die wohlhabende Handelsstadt weckte erst einmal das Interesse der Portugiesen. Sie fielen im Jahre 1511 in die Stadt ein und verjagten den Sultan. Später (1641) kamen dann die Holländer und herrschten bis 1797. Sie wurden abgelöst durch die Engländer, welche dann im zweiten Weltkrieg sehr schmachvoll ohne größere Kampfhandlungen von den Japanern vertrieben wurden. Letzteren gebührt der zweifelhafte Ruhm, die ihnen nicht wohl gesonnenen Bewohner der Stadt und des Landes gegenüber allen anderen Besatzern am brutalsten unterdrückt zu haben. Nach dem Krieg kamen dann wieder die Briten, deren Besiegbarkeit nun aber zu offensichtlich geworden war, so dass schon 1957 die Unabhängigkeit des Landes Malaya – noch im Bunde mit Singapur – ausgerufen wurde. In den Kämpfen gegen die Japaner wie auch in den Unabhängigkeitskämpfen gegen die Briten war die Kommunistische Partei Malayas (Malaysia wurde das Staatengebilde erst benannt, nachdem sich Singapur 1965 gelöst hatte) eigentlich die einzige treibende Kraft gewesen. So meldete diese Partei Regierungsansprüche an, die ihnen aber nicht gewährt wurden. Die Partei ging in den Untergrund, bekämpfte das System und -leider typisch für diese politische Richtung- auch sich selbst. Terroristische Anschläge, „Brudermorde“ unter den eigenen Mitgliedern, Abspaltung verschiedener extremer Splittergruppen… Die Gewalt endete erst 1989. Viele Tote, viel Leid: alles vielfach bekannt!
Der holländische Einfluss ist noch immer in Melaka spürbar. Typische Häuser stehen nahe an einer „Gracht“. Auf diesem Flussteil verkehren reichlich Ausflugsboote mit den ebenso reichlich vorhandenen Touristen. Alles sehr pittoresk, aber völlig überlaufen. Wir verziehen uns in die verschiedenen Museen, wo uns die oben erwähnte Landesgeschichte sehr plastisch erzählt wird.







Dann besteigen wir den Bus nach Kuala Lumpur. Ein paar Stunden später werden wir in eine graue Masse aus Beton, breiten Fahrbahnen, riesigen Hochhäusern und tosendem Verkehr ausgespuckt. Wieder ein ordentlicher Kontrast! KL, wie die Insider die Hauptstadt Malaysias nennen, findet Beachtung insbesondere durch den vorderen Platz in der Rangfolge der höchsten Gebäude der Welt. Der Fernsehturm mit 421 Meter Höhe, die insbesondere in Dunkelheit sehr beeindruckenden Petronas Twin Towers (452 Meter) und das eher unauffällig wirkende Merdeka 118 (mit 678,9 Meter das zweithöchste Gebäude der Welt). Gut gefällt uns auch hier die hochmoderne Metro. Für wenig Geld kann man alle Ecken der großen Stadt erreichen. Wie in Singapur braucht man keine Papierfahrkarten. Alles funktioniert elektronisch per Chip. Auch hier sind die Benimmregeln streng. Zu allen aus Singapur bekannten Verboten kommt noch ein Kuss-Verbot hinzu. Im Selbstversuch testet die Esmeralda-Crew doch gleich einmal was passiert, wenn man dagegen verstößt! Falls es jemanden interessiert: NICHTS!



Aber was macht man nun in dieser Stadt? Gerne würden wir die Petronas Twin Towers besteigen, aber erstaunlicherweise sind die Möglichkeiten hierfür bis zum Jahresende ausgebucht. So was! Chinatown und Little India präsentiert sich ähnlich wie in den Städten zuvor. Aber das Muzium Negara ist sehr interessant. Noch einmal erleben wir die wechselvolle Geschichte Malaysias in Bildern, ausführlichen Erklärungen und Exponaten. Der hier ehemals zum Wohlstand beitragende Zinn-Bergbau und die ebenso kaum noch wirtschaftliche Kautschukgewinnung werden anschaulich nahegebracht. Sehr lohnenswert! Etwas erschwert wird die Besuchstour durch den Ausbruch eines Infektes, der die Hälfte der reisefreudigen Esmeralda-Besatzung befallen hat und höchstwahrscheinlich ein Ableger der vor-sich-hin-hustenden bereits erwähnten hitzeunbeständigen China-Reisegruppe aus dem ersten Bus ist. Trotzdem kämpfen wir uns tapfer durch die Straßenschluchten, freuen uns aber schon auf das sicher ruhigere Tanah Rata in den Cameron Highlands, unserem nächsten Reiseziel.








Tatsächlich strahlt dieser Ort dann die beschauliche Ruhe eines alpenländischen Skiortes im Sommer aus. Es ist deutlich kühler als in Restmalaysia; Berggipfel wollen bestiegen werden und Hauptsehenswürdigkeit ist die große Teeplantage, wo der im Lande sehr geschätzte Boh-Tee angebaut wird. Trotz Infekt mit Fieber besteigen wir am Silvestertag den Gunung Jasar (1635 Meter) und gelangen dann über einen wunderschönen einsamen Weg zur Teeplantage. Von hier geht es wieder zurück in die Stadt und nun bereiten wir uns auf die Jahresendfeierlichkeiten vor. Zu unserer Freude ist aber nicht viel zu spüren davon im Ort. Wir gehen in ein schönes Restaurant, bummeln noch einmal durch die Stadt und verschwinden krankheitsbedingt dann früh im Bett. Ein Feuerwerkchen weckt uns kurz auf und dann ist auch schon der Durchbruch in das Jahr 2025 geschafft. Am nächsten Tage besichtigen wir dann noch die weniger sehenswerten Robinson-Wasserfälle und besteigen anschließend den Bus nach Ipoh.





Ipoh ist wie auch Kuala Lumpur durch den Zinnabbau einstmals sehr reich geworden, was noch in Form von prächtigen Gebäuden im maurischen Stil und Tudorstil erkennbar ist. Überwiegend Chinesen, deren Vorfahren früher in den Bergwerken schuften mussten, bevölkern die Stadt. Hier lässt es sich großartig in den vielen Garküchen mit vorwiegend chinesischen Speisenangebot essen. Viele kleine Stände haben sich zu einem großen Hof zusammengeschlossen und man kann preiswert alle Spielarten der Zubereitung durchprobieren.







Nun soll es weiter nach Phuket/Thailand gehen! Der Bus bringt uns erst einmal wieder nach KL, von wo es diesmal mit einem Flugzeug über die Landesgrenzen gehen soll. Nach der Landung dort sind wir ein wenig erstaunt: Überall hört man Russisch, die Durchsagen sind auch auf Russisch und alle Hinweisschilder haben auch einen Vermerk in kyrillischen Buchstaben. Das große Land scheint sich das kleine Phuket als eines seiner Lieblingsferienorte auserkoren zu haben. Außerdem ist jetzt, wie wir erfahren, Hochsaison. Frauen mit Lippen wie nach einem Wespenstich, Männer mit Tätowierungen ohne Zahl, immer das Fernsprechgerät nutzend für die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen. Einheitskleidung ist die Jogging-Hose kombiniert mit (falschem?) Edel-Oberteil (Der Aufdruck verrät die angestrebte Edelmarke!). Aber sehen wir so viel besser aus? Vielleicht sind wir auch einfach zu alt…
Schon die Taxifahrt zu unserer Unterkunft lässt unsere Herzen nicht höherschlagen. Viel Verkehr, Einkaufsmall neben Einkaufsmall und das Meer sieht man überhaupt nicht. Unsere Unterkunft, welche wir segelmachernahe ausgewählt hatten, liegt dann passenderweise auch an einer Hauptstraße. Wir trösten uns mit der Mission, die wir zu erfüllen haben (das Segel abholen) und wissen, das Phuket wohl nicht eines unserer Traumziele werden wird.


Am nächsten Tage fallen wir dann früh in die riesige Segelmacher-Firma „Rolly Tasker“ ein. Mikael, der freundliche Manager des Betriebs, zeigt uns das neue Segel (Phantastisch!) und dann den Ablauf einer Segelherstellung. Abgesehen vom Segelmaterial, welches computergesteuert entsprechend der gelieferten Maße mit einem Laserschneider in den einzelnen Bahnen zugeschnitten wird, wird alles selbst hergestellt. Sogar die Seile werden aus Rohmaterial mit 50 Jahre alten Maschinen aus dem schönen Oldenburg zusammengedröselt und auch Beschläge werden mit einem 3D-Drucker hergestellt. In dem fast Fußballfeld-großen Arbeitsraum wird genäht und geklebt und auch an unserem Segel werden sofort die mitgebrachten kugelgelagerten Mastrutscher des alten Segels befestigt. Es schwebt eine freundliche und anscheinend entspannte Atmosphäre über all dem, begleitet durch das Säuseln der Nähmaschinen und weiteren Gerätschaften. Wir sind jetzt wirklich einmal begeistert dies sehen zu dürfen. Nach 2 Stunden ist alles schon fertig und wir verlassen mit unserem Objekt der Begierde dieses Paradies für Segler. Hier gibt es alles: Leinen aller Art, glänzende Edelstahlbeschläge, Rigg-Terminals und natürlich Segel, Segel, Segel!






So, draußen empfängt uns dann wieder die Realität einer staubigen heißen Betonkruste, die sich Phuket nennt. Was fangen wir jetzt an mit der restlichen Zeit? Etwas zu optimistisch hatten wir den Rückflug erst 3 Tage später gebucht. Jetzt würden wir am liebsten gleich wieder abdampfen. Um es kurz zu machen: Wir finden dann noch einen relativ ruhigen Platz an einem kleinen Strand und können Phuket so noch eine positivere Seite abgewinnen. Unsere Unterkunft weist wenigstens ein hochwertigeres Bett auf, so dass wir (auch trotz des Dauerlärms auf der nahen Hauptstraße) recht gut schlafen können und die Abfertigung unseres 30kg-schweren Sperrgepäcks am Flughafen verläuft, wie auch dann in Malaysia, ohne Probleme. Spät am Abend landet der Anschlussflug in Johor Bahru. Witzigerweise werden wir schon hier nach der Landung auf Kommendes vorbereitet: Irgendwer hat Geburtstag und das auch täglich(!) meist mehrfach(!) in den unseren Hafen umgebenden Kneipen zu hörende „Happy Birthday to you“ schallt auch aus den Bordlautsprechern. Hat man in Malaysia mehrfach im Jahr Geburtstag?
Dann kommen wir wieder zu unserer nun noch mehr geliebten Heimstatt! Die brave Esmeralda hat auf uns gewartet und wir genießen den nach Abbau des „Weihnachtsmarktes“ nunmehr nur mäßigen Kneipenlärm in Puteri Harbour und wissen wieder einmal, wie schön das Seglerleben doch ist: Man kann einen unschönen Platz (falls an Bord alles funktioniert, was momentan bei uns eben noch nicht der Fall ist) wieder verlassen und muss nicht wie ein Normalurlauber 14 Tage oder länger an solch einer Stelle ausharren.

Nach unserer Rückkehr kommen dann auch bald die Ersatzteile aus England an. Es gibt noch einigen Ärger mit dem Zoll, der hier ungefähr den Kaufpreis der Teile nochmals in einem unverständlichen Konvolut von Gebühren auf die Gebühren der Gebühren einzutreiben versucht (und natürlich wegen unserer Notlage auch bekommt) und auch der Auslieferungsfahrer stellt sich quer. Er liefert das Paket nicht an die Marina, sondern in ein Hotel mit selben Namen aber anderer Adresse und wartet natürlich nicht auf die Ankunft des Empfängers. Da die Zollgebühren bezahlt werden müssen, nimmt er alles wieder mit und es bedurfte viel Bettelei per WhatsApp, ihn zu einer Rückkehr zu bewegen. Verständigungsprobleme machte alles nicht einfacher…
Und nun könnte es losgehen! Natürlich kommt Leong nicht sofort, vertröstet uns auf übermorgen, kommt auch übermorgen nicht und nun haben wir es satt. Zum Glück hatten wir erfahren, dass es noch einen Besitzer eines Motorbootes gibt, der auch Mechaniker ist und zufällig treffen wir diesen auch an Bord an. Er kommt sofort, macht einen guten Eindruck und wir geben Leong den Laufpass. Wie schon zu befürchten, legt der neue Experte keinen Wert auf einen neuen Zahnriemen, startet den Motor mit dem alten Teil und verschafft sich einen Überblick. So haben wir dann doch viel Zeit vertan. Man mag sich fragen, warum wir nicht gleich den Spezialisten gewechselt hatten. Nun, auf den einschlägigen Seglerseiten im Netz hatte der erste Motorschlosser recht gute Bewertungen und was bleibt uns weiter übrig, als erst einmal diesen Informationen zu vertrauen.
Jetzt wird Tag für Tag (Sonnabend, Sonntag, Montag) 2-3 Stunden am wackeren Perkins gewerkelt. Wir verpassen nicht viel, da es vier Tage lang ununterbrochen regnet. Das gibt es also auch hier, so äquatornah, liebe norddeutsche Leser dieses Blogs. Dann ist es soweit: Der Motor kann gestartet werden und es zeigt sich auch nach längerer Laufleistung kein Ölleck. Sollte dies nun endlich die Lösung unseres Dauerproblems sein? Der noch ausstehende Praxistest wird es erbringen.
Am nächsten Tage verlassen wir dann die Marina auf dem Wasserweg und tuckern mal bis zur Brücke zwischen Malaysia und Singapur und zurück. Auch jetzt begleiten uns wieder zwei misstrauische Singapur-Polizeiboote abwechselnd. Haben die denn nichts zu tun? Auch unter den harten Praxisbedingungen bleibt die Bilge ölfrei. Der Spiegeltest zeigt keinerlei Ölspuren auf der Motorunterseite. Wir sind sehr froh und werden nun bald die Marina verlassen können!